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OTTO BAUM

Die Arbeiten von Otto Baum sind Ausdruck künstlerischer Neugier und wollen ein kindliches Assoziationsvermögen beim Betrachter anregen. Ausgangspunkt seiner aktuellen Arbeiten sind Farbe, Form und Materialität alter Holzbausteine.

In Zeichnungen experimentiert er mit den Grundformen der dreidimensionalen Körper, setzt sie zu neuen abstrakten Gebilden zusammen, um sie anschließend auf zugeschnittene Holztafeln zu übertragen. Einige Flächen der Tafeln sind mit schwarzer Acrylfarbe bedruckt. Weitere Flächen sind farbig, monochrom deckend bemalt, andere schlichtweg aus dem Holz herausgeschnitten. Das so gestaltete Gebilde erhält eine vermeintlich perspektivische Tiefe. Die Installation Buntes Republik besteht aus mehreren solcher Holztafeln, die mit einem Abstandshalter einige Zentimeter vor der Wand platziert sind. So werfen die Objekte einen zusätzlichen Schatten auf die Wand und scheinen zu schweben. Einen begrenzenden Bildrahmen gibt es nicht. Die Wand, an der die Objekte angebracht sind, wird selbst zum Bildhintergrund, auf der die einzelnen Gebilde zueinander in Beziehung treten.

Die formale und farbliche Einfachheit der Arbeiten ermöglicht eine Fülle an Assoziationen. Das Rad-Haus heißt ein Objekt der Installation. Der doppeldeutige Titel beschwört das Bild einer Kleinstadt herauf. Der Eindruck bestätigt sich, wandert der Blick weiter über die Wand. So findet sich dort noch eine Fabrik, ein Hühnerstall und ein Dachfenster. Hat sich der Betrachter erst einmal auf das Spiel der Assoziation eingelassen, erkennt seine Fantasie von selbst ihr vertraute Motive darin wieder.

Das Prinzip der vereinfachten Form als Impulsgeber für eine Fülle an möglichen Motiven oder Narrationen liegt auch der Serie Grundformen zugrunde. Wieder arbeitet Otto Baum mit zugeschnittenen, bemalten Holztafeln. In diesem Fall sind es einzelne kleinformatige Objekte, die er in einen Rahmen setzt. Die schwarz-weiß gehaltenen Holztafeln werden lediglich kontrastiert von der naturbelassenen Sperrholzplatte, vor der die Objekte gesetzt sind. Im Vergleich zur spielerischen Wirkung von Buntes Republik, verleiht die Platzierung und Vereinzelung im Rahmen, als auch die reduzierte Farbgebung dem darin gezeigten Objekt sofort eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ein Objekt bildet perspektivisch die Form eines Kiosks nach. Ein anderes einen Schirm, der vom Wind verbogen herrenlos liegen geblieben zu sein scheint. Wieder eine andere zeigt einen schwarzen Kreis auf einer eckigen Grundform, daneben eine Form, die eine Art Leiter oder Rutsche andeutet. Eine Rutsche vor einem Pool oder See vielleicht? Das Braungrau des Sperrholzes erinnert an feinen Sand. Ein Baggersee! Und schon blitzen Bilder aus Fantasie und Erinnerung auf: Drängelnde und schupsende Kinder in bunter Badekleidung, Handtücher über der Schulter, das Kleingeld in der Hand dem Verkäufer am Kiosk entgegenstreckend und so weiter und so fort.

Otto Baum faszinieren einfache Formen, die Haptik und Struktur von Materialien wie Holz und Papier sowie insbesondere die Unvorhersehbarkeit in der Arbeit mit analogen Drucktechniken wie dem Linoldruck oder der Monotypie. Die beschriebene Auseinandersetzung mit den geometrischen Grundformen alter Holzbausteine bietet ihm eine besondere künstlerische Freiheit, die er mit kindlicher Neugier und Unbefangenheit verbindet.

Otto Baum wurde 1979 in Ostberlin geboren. Er studierte Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 2004 ist er Teil des Künstlerkollektivs KLUB7. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Text: Franziska Lietzmann